Erweiterung und Umbau Rathaus Rottenburg

Mehrfachbeauftragung 2015 Ausführung: 2016 - 2020 Standort: Rottenburg Bauherr: Stadt Rottenburg am Neckar Fotografie: Marcus Ebener

Ein architektonisches Juwel ist das historische Rathaus am Marktplatz der Stadt Rottenburg. Der Barockbau nach dem Entwurf des Vorarlberger Baumeisters Johann Felder gibt dem Marktplatz der charmanten Kleinstadt seinen Charakter. Auf der Rückseite befindet sich ein unauffälliges Bauwerk aus den 1960er Jahren, welches als Wohngebäude für Senioren errichtet und in den letzten Jahren sukzessive zum Verwaltungsgebäude umgebaut wurde. Da es keine Anbindung an das historische Rathaus gab, wünschte sich die Stadt Rottenburg eine Erweiterung als barrierefreie Verbindung beider Gebäude mit zusätzlichem Eingang an der Oberen Gasse. Mit dem Erweiterungsbau konnte eine Baulücke geschlossen und eine wichtige Treppenverbindung im Stadtkern erhalten werden.

Das Einfügen des Gebäudes in die historische Stadtstruktur sowie die steile Hangsituation bedeuteten eine planerische Herausforderung. Eine umsichtige Herangehensweise erforderte auch die Baustelle mit ihrer neun Meter tiefen Baugrube im Herzen der Stadt.
Das Nachverdichten im historischen Stadtkern erfolgte behutsam. Um den Höhenunterschied bis zur Oberen Gasse zu bewältigen und dem Eindruck eines allzu massigen Volumens mit insgesamt sieben Geschossen entgegenzuwirken, wurde die Baumasse in zwei unterschiedliche Baukörper differenziert. Aus dem natursteinverkleideten Bau, der die Sockelgeschosse beherbergt, erhebt sich leicht zurückversetzt das dreigeschossige Gebäude, das aus der Perspektive Oberer Gasse weniger als Teil eines Ensembles, sondern vielmehr als Solitär in Erscheinung tritt, welcher sich gut in die Bebauung der Gasse einfügt. In den Räumen befinden sich unter anderem die Bauverwaltung und die Familienberatung, während hangseitig die Technik sowie Archiv- und Lagerräume untergebracht sind. Das Erdgeschoss beherbergt das Bürgerbüro und das „Trauzimmer“. Die Farbgebung der mit Kratzputz versehenen Fassade harmoniert mit dem Naturstein des Sockels.

Der planerische Fokus lag in der schlüssigen Anbindung der Bestandsgebäude an den Neubau. So mussten die Geschosshöhen auf den Bestand angepasst und entsprechend niedrig geplant werden. Erschlossen wird das Gebäudeensemble über verschiedene Ebenen: Einerseits über den Neubau und dessen großzügigen Eingangsbereich an der Oberen Gasse, andererseits über eine Verbindungsrampe, die vom Foyer des historischen Rathauses zum Bürgerbüro des Neubaus führt. Ein barrierefreier Zugang ist über einen kleinen Innenhof zwischen Bestands- und Neubau möglich. Um die Gebäudefuge zwischen historischem Rathaus und der Erweiterung hervorzuheben, wurde die Fassade entlang dem städtischen Treppenaufgang mit hohen Metall-Lamellen verkleidet.