Festhalle Neckarallee

Wettbewerb 2009 Ausführung: 2011 - 2013 Baukosten: ca. 3.1 Mio € Standort: Neckartailfingen Bauherr: Gemeinde Neckartailfingen best architects 15 Hugo-Häring-Auszeichnung Esslingen - Göppingen 2014 Fotografie: Thomas Herrmann

Die Neckarallee als prägendes Landschaftselement findet in der neu positionierten Festhalle mit Festplatz ihren räumlichen Abschluss. Über den neu geschaffenen Platz am Eingang der Halle erfolgt die Anbindung an die Allee und den Festplatz. Der erhöhte Bereich über der Straßenunterführung bietet die Chance, den Neckar für die Besucher der Festhalle und die Bewohner von Neckartailfingen erlebbar zu machen. Zwischen der Alleenstraße und der neuen Halle entsteht ein kleiner Platz mit Bäumen und einer umlaufenden Sitzbank - dieser Platz kann gemeinsam mit dem Mehrzweckraum für kleinere Feste genutzt werden.
Die Straße wird aus der Neckarallee heraus an die Nordwestseite der Halle verlegt. Damit steht die neue Festhalle im Zentrum zwischen Baumallee und Festplatz.

Organisation
Die neue Festhalle ist in zwei Gebäudeteile gegliedert:
Der geschlossene Bereich mit allen für den Bühnenbereich notwendigen Funktionen einschließlich des Mehrzweckraums und der offene Bereich des Veranstaltungsraums mit den für die Besucher dienenden Funktionen. Die Festhalle öffnet sich damit gleichermaßen zur Neckarallee, zum Neckar und über das Foyer auch zum Festplatz.
Diese offene Geste zeigt sich im gestaltprägenden Dach der Halle. Die Dachkonstruktion liegt auf dem massiven Bühnenbaukörper auf und spannt sich frei über den offenen Veranstaltungsbereich. An drei Seiten kragt das Dach aus und bezieht somit die Außenbereiche in die Halle mit ein. Bei Festveranstaltungen mit Festzelt können die Küche und die Sanitärräume der Halle auf kurzem Weg mitgenutzt werden.

Konstruktion und Material
Die Motive für die einzelnen Bauteile sind aus der Umgebung abgeleitet:
Das Dachtragwerk aus sichtbarem Leimholz ist analog dem Bild von sich überlagernden Ästen und Zweigen der Neckarallee als rautenförmiger Trägerrost konzipiert.
Die geneigten Deckensegel in den Rautenfeldern bilden eine lebendige Deckenlandschaft, vergleichbar mit dem Blätterdach der umliegenden Bäume. Im Sichtestrich auf dem Fußboden befindet sich der geschliffene Neckarkies, auf dem die Halle gegründet ist.
Der Baukörper für den Küchen- und Sanitärbereich ist mit dunklen Holzplatten verkleidet, Material und Struktur sind den Baumstämmen der Neckarallee nachempfunden.
Der rotbraune Farbton der Faserzementplatten nimmt die herbstliche Färbung der Kastanienbäume auf.

Innovatives Tragwerk
Eine Besonderheit des Tragwerks ist der Dachträgerrost aus Holz. Er ist in der Lage, Lasten in zwei Richtungen abzutragen, obwohl die sich kreuzenden Brettschichtholz-Träger in einer Ebene liegen. Damit waren die umlaufenden großen Auskragungen des Daches von bis zu 6 m und Spannweiten von rund 16 m problemlos umsetzbar. Die innovative Knotenausbildung am Kreuzungspunkt der Träger ermöglicht, dass beide Tragrichtungen biegesteif durchlaufen können, wodurch die Trägerhöhe und somit der Materialverbrauch erheblich reduziert werden konnten. Hierfür sind die drei Trägerelemente einer Tragrichtung schubfest mittels Vollgewindeschrauben zu einem tragfähigen Gesamtquerschnitt verbunden. Somit konnte das Tragwerk vor Ort sogar ohne Lehrgerüst montiert werden.