Verwaltungsgebäude Gustav Epple Bauunternehmung

Nichtoffener Realisierungswettbewerb 2017 Ausführung: 2018 - 2021 Standort: Stuttgart-Degerloch Bauherr: Gustav Epple Bauunternehmung GmbH Hugo-Häring-Auszeichnung Stuttgart 2023 Fotografie: Max Leitner

Kraftvoller Betonbau für die Gustav Epple Bauunternehmung
Die neue Zentrale der Gustav Epple Bauunternehmung bleibt ihren Wurzeln treu: Nur einen Steinwurf vom alten Firmensitz entfernt, bildet das prägnante Gebäude am Kreuzungsbereich Bruno-Jacoby-Weg und Tränkestraße im Stuttgarter Stadtteil Degerloch als „Gesicht am neuen Standort“ den Auftakt zum Industriegebiet an der Tränke. Die Geschichte des Traditionsunternehmens Gustav Epple beginnt 1909 mit der Übernahme einer kleinen Zimmerei in Degerloch und wird über 100 Jahre später in einem nachhaltig-modernen Gebäude fortgeschrieben, das auf 4.300 Quadratmetern Bruttogeschossfläche Platz für rund 115 Mitarbeiter bietet.

Dabei steht die Transformation der Räumlichkeiten für den Wandel und das neue Firmengebäude für die Werte des gewachsenen Unternehmens. In diesem Zusammenhang spielen die Werkstoffe Holz und Beton eine zentrale gestalterische wie funktionale Rolle und erinnern zugleich an die Geschichte und die Philosophie der Gustav Epple Bauunternehmung.

Beton als charakterformender Baustoff
Entstanden ist ein 3-geschossiger, skulptural anmutender Neubau aus einer Sichtbetonkonstruktion aus Dämmbeton. Der Baustoff Beton verleiht dem Gebäude Stärke und Kraft und einen eigenen Charakter, der die architektonische Idee unterstreicht und seine Wirkung im Zusammenspiel mit dem extravaganten Grundriss zusätzlich verstärkt. So präsentiert sich der Bau auf einer Grundfläche, die an ein gleichschenkliges Dreieck mit abgerundeten und rechtwinkligen Ecken erinnert und dabei eine elegante und weiche Gebäudekontur zeichnet. Selbstbewusst hebt sich der kompakte Baukörper von den umgebenden Gebäuden ab und verkörpert bereits im Außen die inneren Werte des Unternehmens: Innovation und Fortschritt sowie Tradition und Bodenständigkeit.

Zugleich Fassade und Dämmung
Ganz im Sinne des Firmenleitbildes „Anders.Bauen.“ besteht die monolithische Außenwandkonstruktion aus 60 Zentimeter starkem Dämmbeton, der mit einer Mischung aus maßgenau hergestellten Sonderschalungselementen und bewährten Systemschalungen von Ulma Construction aus Rödermark in Form gebracht wurde. Gleichzeitig verzichtete Epple auf herkömmliche und künstlich hergestellte Dämmstoffe, womit das Unternehmen ein Zeichen Richtung aktiven Umweltschutz setzt.

Bautechnisches Novum: Geneigte Wandkonstruktion aus Leichtbeton
Die außergewöhnliche Form des Grundrisses setzt sich in der besonderen architektonischen Kubatur fort: So fußen die beiden Obergeschosse auf drei konisch zulaufenden Betonkernen, die das Gebäude zur Straße hin und zu den umliegenden Freiflächen für Besucher und Mitarbeiter öffnen. Die Herausforderung eine geneigte Wandkonstruktion in Leichtbeton zu realisieren ist Ausdruck der inspirierenden wie lösungsorientierten Zusammenarbeit zwischen Bauherrschaft und Architekturbüro. Als Reminiszenz an die Epple-Geschichte erinnert die als Stulpschalung nachgebildete Sichtbetonfläche an den Außenwänden des Erdgeschosses an eine Holzstruktur, im Innern sind die Wände glatt. Die waagerechte Rillung dynamisiert die Beton-Eck-Kerne zusätzlich und bildet einen ästhetischen Kontrast zur ansonsten homogenen Sichtbetonfassade.

Fensterbänder gestalten die Fassade
Die drei Betonkerne bilden mit den darüber liegenden Geschossen Vorsprünge aus, die zur Straße den transparenten Eingangsbereich und zu den Freiflächen hin die Terrassenbereiche großzügig überdachen – die Glasflächen im Erdgeschoss sind als Pfostenriegelfassade ausgeführt.
Große Fensterbänder in den beiden Arbeitsebenen sind als Kastenfenster (Holz-Aluelementfenster) mit Prallfenster gegen den Schall konzipiert und spielen mit der Form des Gebäudes, indem sie sich um die Rundung „knicken“. Gleichzeitig zeigen sie das Rotationsprinzip des Innenraums nach außen. Der Aluminiumrahmen springt leicht aus der Fassade hervor und bildet dadurch einen interessanten Kontrast zu dem zurückweichenden Erdgeschoss.

Moderne Arbeitswelt durch flexible Raumgestaltung
Auch das Innere des Gebäudes ist geprägt von puristisch wirkenden Materialien. Der Sichtbeton an den Wänden sowie die glatt geschliffenen Betonböden strahlen Ruhe und Beständigkeit aus. Warme Holzoberflächen setzen Akzente. Die harmonische Verbindung beider Baustoffe prägen das modern-reduzierte Erscheinungsbild und schaffen ein stimmiges Gesamtkonzept, das zum innovativen wie traditionsbewussten Unternehmen passt.

Bei Epple steht der Mitarbeiter als Teil der „Familie“ im Vordergrund. Das zeigt sich auch in der funktionalen Gestaltung des Gebäudes, das in allen drei Geschossen als moderne Arbeitswelt in einem Open-Space-Büro konzipiert ist. Das Herzstück bildet ein helles Atrium mit dreieckigem Grundriss, das die Arbeitsebenen über einen Luftraum miteinander verbindet und sowohl zur Orientierung als auch zur Gemeinschaftsbildung beiträgt. Eine Stahlwendeltreppe sorgt für kurze Wege und fördert die Kommunikation zwischen den Ebenen – die Geschäftsführer im 2. OG sind dabei selbstverständlicher und stets erreichbarer Teil der Arbeitswelt.

Dezentral platzierte Meeting-Points und gemeinschaftlich nutzbare Areale unterstützen die innovative und auf Vernetzung basierende Unternehmenskultur zusätzlich. Die Großraumflächen können durch eingestellte Arbeitsboxen aus Holz, transparente Trennwände und Podest-Ebenen für Besprechungen, Kopierer und Teamgruppen flexibel bespielt werden. Mehrere Konferenz- und Veranstaltungsbereiche, sowie eine Cafeteria und ein Fitnessbereich runden den Innenraum zu einem hochwertigen und produktiven Arbeitsumfeld ab.

Eine große, in das Gebäudevolumen eingeschnittene und teilüberdachte Dachterrasse im 2. OG schafft zusätzlich Raum für den beruflichen Austausch. Ebenso wie die Außenterrasse und der mit stegartigen Wegen, ausgewählter Bepflanzung und verschiedenen Sitzgelegenheiten aufwendig gestaltete Garten.

Architektur als Spiegel der Epple-Philosophie
Im Untergeschoss befindet sich die Tiefgarage und die gesamte Haustechnik, die das nachhaltige Energiekonzept des Unternehmens regelt. So wird das Gebäude mittels Wärmepumpe, Rückkühlwerk und unterirdischem Eisspeicher mit Wärme oder Kälte versorgt. Auf dem Dach befindet sich zudem eine Photovoltaik-Anlage.

Mit der neuen Epple Zentrale ist ein kraftvoller Baukörper entstanden, der ausgefallene architektonische Ideen mit neuen Bautechniken und einem qualitätsvollen Erscheinungsbild verbindet. Dieses Gebäude entspricht Innen wie Außen auf beeindruckende Weise dem Selbstverständnis des Unternehmens, mehr noch: Es verkörpert die Firmenphilosophie „Anders.Bauen“ im wahrsten Sinne des Wortes und wird dabei all ihren Facetten wie der Nachhaltigkeit in Bezug auf kostenoptimierter Wirtschaftlichkeit, ressourcenschonender Umweltverträglichkeit und anspruchsvoller Raumplanung gerecht.